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Ciao Babylon
CIAO BABYLON führt uns nach New York zu Dan Kaufman, einem engagierten
Sprachensammler im Grossstadtdschungel, und begleitet Giancarlo Malchiodi
von Brooklyn ins Bündner Oberland auf der Suche nach
seiner verlorenen Muttersprache. Von den existierenden 6’500 Sprachen wird
laut UNESCO bis Ende des 21. Jahrhunderts die Hälfte ausgestorben sein. Mit
jeder Sprache verschwindet auch eine einzigartige Sichtweise auf die Welt.
CIAO BABYLON macht auf diese dramatische Entwicklung aufmerksam.
In New York City werden rund 800 Sprachen gesprochen, so viele wie in keiner
anderen Stadt. Um diesen Sprachschatz zu sichern und die vielfältigen Idiome
aufzuzeichnen, hat der Linguist Dan Kaufman die Endangered Language
Alliance (ELA) gegründet. Auch die 86-jährige Exilbündnerin Amalia Malchiodi
ist von Zeit zu Zeit in der ELA-Feldstation in Manhattan anzutreffen. Sie erzählt
für Dan Kaufmans Sprachenarchiv Geschichten in ihrem alten Romontsch
Sursilvan. Ihr Sohn Giancarlo hatte als Junge perfekt Rätoromanisch
gesprochen, aber später, wie er sagt, im jugendlichen Übermut beschlossen,
nur noch Englisch zu reden. Er bereut mittlerweile, dass er die Sprache seiner
Vorfahren nicht mehr beherrscht und möchte sie wieder erlernen.
Deshalb unternimmt er zusammen mit seiner Mutter Amalia eine Reise ins
bündnerische Sagogn, zu seinen familiären und sprachlichen Wurzeln. Dort
lernen sie eine portugiesische Familie kennen. Die Kinder der portugiesischen
Einwanderer wachsen mit der rätoromanischen Sprache auf, die sie durch die
Nähe zur eigenen Muttersprache relativ einfach lernen. So werden die vielen
portugiesischen Einwanderer im Bündnerland zu Hoffnungsträgern für den
Erhalt des Romanischen in der Schweiz.
Gerade solche überraschenden, nicht voraussehbaren Wendungen in der
Entwicklung von Sprachen faszinieren Dan Kaufman. Niemand kann
voraussagen, welche Sprachen in 200 Jahren noch gesprochen werden und
welche dann nur noch im Archiv der ELA angehört werden können.
Mitwirkende: Daniel Kaufman, Giancarlo Malchiodi, Amalia Malchiodi,
Leobardo Ajtzalam, José Suàrez, Lisseth Morin, Gloria Angeles u. v. m.