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Ciao Babylon

Regie: Kurt Reinhard, Christoph Schreiber, CH 2017, 52', Englisch / Spanisch / Rätoromanisch / d, Eintritt: 15.-
Archivdatum: 02.12.2017

CIAO BABYLON führt uns nach New York zu Dan Kaufman, einem engagierten

Sprachensammler im Grossstadtdschungel, und begleitet Giancarlo Malchiodi

von Brooklyn ins Bündner Oberland auf der Suche nach

seiner verlorenen Muttersprache. Von den existierenden 6’500 Sprachen wird

laut UNESCO bis Ende des 21. Jahrhunderts die Hälfte ausgestorben sein. Mit

jeder Sprache verschwindet auch eine einzigartige Sichtweise auf die Welt.

CIAO BABYLON macht auf diese dramatische Entwicklung aufmerksam.

 

In New York City werden rund 800 Sprachen gesprochen, so viele wie in keiner

anderen Stadt. Um diesen Sprachschatz zu sichern und die vielfältigen Idiome

aufzuzeichnen, hat der Linguist Dan Kaufman die Endangered Language

Alliance (ELA) gegründet. Auch die 86-jährige Exilbündnerin Amalia Malchiodi

ist von Zeit zu Zeit in der ELA-Feldstation in Manhattan anzutreffen. Sie erzählt

für Dan Kaufmans Sprachenarchiv Geschichten in ihrem alten Romontsch

Sursilvan. Ihr Sohn Giancarlo hatte als Junge perfekt Rätoromanisch

gesprochen, aber später, wie er sagt, im jugendlichen Übermut beschlossen,

nur noch Englisch zu reden. Er bereut mittlerweile, dass er die Sprache seiner

Vorfahren nicht mehr beherrscht und möchte sie wieder erlernen.

Deshalb unternimmt er zusammen mit seiner Mutter Amalia eine Reise ins

bündnerische Sagogn, zu seinen familiären und sprachlichen Wurzeln. Dort

lernen sie eine portugiesische Familie kennen. Die Kinder der portugiesischen

Einwanderer wachsen mit der rätoromanischen Sprache auf, die sie durch die

Nähe zur eigenen Muttersprache relativ einfach lernen. So werden die vielen

portugiesischen Einwanderer im Bündnerland zu Hoffnungsträgern für den

Erhalt des Romanischen in der Schweiz.

Gerade solche überraschenden, nicht voraussehbaren Wendungen in der

Entwicklung von Sprachen faszinieren Dan Kaufman. Niemand kann

voraussagen, welche Sprachen in 200 Jahren noch gesprochen werden und

welche dann nur noch im Archiv der ELA angehört werden können.

 

Mitwirkende: Daniel Kaufman, Giancarlo Malchiodi, Amalia Malchiodi,

Leobardo Ajtzalam, José Suàrez, Lisseth Morin, Gloria Angeles u. v. m.