Sa |01|11|2025|17:00

Sa |01|11|2025|17:00| CINEMA

Ernest Cole: Lost and Found

Regie: Raoul Peck, Südafrika 2024, 106', E/d/f, Eintritt: 15.-

wftt 2025 – CINEMA SIL PLAZ

Reservaziun: Sa 01.11.2025, 17:00

wftt – WELTFILMTAGE THUSIS 2025 zu Gast im CINEMA SIL PLAZ

Die Bilder des Fotografen Ernest Cole gingen Ende der 60er Jahre um die Welt. Im bahnbrechenden Fotoband «House of Bondage» hielt der Südafrikaner als Erster den Alltag der Apartheid fest und schrieb damit Geschichte. Doch sein eigenes Schicksal geriet aus dem Blickfeld: Ernest Cole musste ins Exil und dokumentierte fortan – kaum beachtet – die Rassendiskriminierung in den USA. Vor wenigen Jahren tauchten 60000 verschollene Negative in einem schwedischen Banksafe auf, worauf Raoul Peck sich an die Arbeit machte, um uns die beeindruckenden Fotografien eines beinah vergessenen Ausnahmetalents zu präsentieren: Nach dem oscarnominierten I Am Not Your Negro hebt Raoul Peck in einer packenden Collage erneut eine vergessene Persönlichkeit aus den Trümmern der Geschichte und gewinnt damit den Preis für den besten Dokumentarfilm in Cannes.

Ernest Cole (1940–1990) hatte den Sinn für den aussagekräftigen Moment und die Fähigkeit, mit seinen Bildern Geschichten zu erzählen, kurz, das Zeug zum grossartigen Fotografen. Inspiriert von Cartier-Bresson, dokumentierte er 1967 mit nur 27 Jahren im Fotoband «House of Bondage» (Haus der Knechtschaft) die Realität der Apartheid und schockierte die Welt. Dessen Veröffentlichung – und sofortige Verbannung in Südafrika – zwang ihn, im Ausland zu leben. Doch das Exil hatte seinen Preis. Auch im vermeintlichen Zufluchtsort USA stiess er auf Rassismus, den er unermüdlich fotografisch festhielt und selbst zu spüren bekam. Eine Anerkennung als der Künstler, der er war, blieb ihm Zeit seines Lebens verwehrt. Erst mit den 60'000 Negativen, die 2017 in einem schwedischen Banksafe gefunden wurde, kann sein wahres Werk erkannt und sein Talent gewürdigt werden.

In einem Film von seltener Dichte zeichnet Raoul Peck Coles Leben bis hin zum spektakulären Fund nach und erweckt eine bedeutende Figur der Geschichte der Fotografie zum Leben. Dem Regisseur von I Am Not Your Negro gelingt es einmal mehr, eine verlorene Stimme aus der Vergangenheit zurückzuholen. Er lässt Ernest Cole in Archivaufnahmen selbst oder über seine Bilder und mit der Stimme des US-Schauspielers LaKeith Stanfield sprechen. In einer dynamischen Montage trägt er Fundstück um Fundstück minutiös zusammen und malt ein gesellschaftliches Fresko, das weit über eine Biografie hinausreicht.

Raoul Peck
Für das neuerliche Glanzstück in seiner umfassenden Filmografie wurde Raoul Peck in Cannes mit dem Œil d'or ausgezeichnet. Der in Port-au-Prince geborene Regisseur musste schon als Kind mit seiner Familie aus der Duvalier-Diktatur (1957-1986) in Haiti fliehen, wuchs in Kinshasa und Brooklyn auf und lebte später in Berlin, Paris oder Philadelphia. In seinen rund 30 Dokumentar- und Spielfilmen prangert er das Erbe der Kolonialherrschaft und die politisch-kulturelle Dominanz des Westens an. Einen Höhepunkt markierte I Am Not Your Negro, in dem er den modernen Rassismus in den Augen des brillanten afroamerikanischen Schriftstellers James Baldwin untersucht. Meilensteine sind auch L'Homme sur les quais über die Diktatur Duvalier, Lumumba über Patrice Lumumba im Kongo oder Mord in Pacot über das Erdbeben von 2010 in Haiti. Die zitierten Filme sind auf filmingo.ch oder bei trigon-film erhältlich.