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Do |19|12|2024|20:15| CINEMA_CORIN_INVIT

Haus Tugendhat

Regie: Dieter Reifarth, Deutschland 2013, 117', D, Eintritt: 15.-

Mies van der Rohes berühmtes Haus in Brünn

Archivdatum: 19.12.2024

Das Haus Tugendhat (1928/30) im tschechischen Brno ist ein Solitär moderner Architektur. Es verkörpert den sozialutopischen Anspruch des Architekten Mies van der Rohe und den weltoffenen großbürgerlichen Lebensentwurf seiner Auftraggeber Grete und Fritz Tugendhat.

Der Film erzählt von der wechselvollen Geschichte des singulären Bauwerks und seiner Bewohner: Von der Aufbruchstimmung im prosperierenden Westmähren zwischen den Weltkriegen, der Okkupation durch Nazideutschland, Vertreibung und Emigration der Familie Tugendhat in die Schweiz und nach Venezuela, von den ersten Nachkriegsjahren, in denen das Haus als Rhythmik- und Ballettinstitut diente und den Jahrzehnten danach. Ende der vierziger Jahre wurde die einstige Magnatenvilla zum Therapiezentrum und später auch zur Schule für wirbelsäulen-geschädigte Kinder. In der kommunistischen Ära war das Haus ein soziales Biotop, eine Insel inmitten einer nicht eben behindertenfreundlichen Welt. Nach der „samtenen Prager Revolution“ verhandelten Václav Klaus und Vladimír Mečiar im Haus Tugendhat die Trennung der ČSSR und gaben von hier aus bekannt, dass es ab Januar 1993 zwei getrennte Staaten geben wird. 2001 wird das Haus wegen seiner universellen Bedeutung als architektonisches Kunstwerk UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Film handelt von Avantgardisten und Marodeuren, Philanthropen und Bürokraten, Visionären und Apparatschiks, von Unrecht, Gleichgültigkeit, Zweckentfremden, Zerstören und Bewahren, von kleinen Siegen und großen Niederlagen. Wir erfahren von großen Erwartungen und enttäuschter Hoffnung im verwickelten Prozess zwischen Restitution und Verzicht, Aneignung und Enteignung, der wenig über Geben und Nehmen aussagt, aber viel über die unheilvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts. „Haus Tugendhat“ erzählt von den Widersprüchen zwischen künstlerischen Utopien und politischen Katastrophen, der Verschränkung von Öffentlichkeit und Privatheit, Architektur- und Familiengeschichte, dem Zusammenspiel von Erinnerung und Vergessen, von Ohnmacht und Zeit ...