Do |21|03|2019|20:15

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Do |21|03|2019|20:15| CINEMA

Kleine Eheverbrechen

Regie: Iris Peng, Franca Basoli und René Schnoz, Eintritt: 30.-/ bis 18J. 20.-

Theaterstück Von Eric-Emmanuel Schmitt

Archivdatum: 21.03.2019

Oeil exterieur: Marco Luca Castelli

Zwei arrivierte Schauspieler spielen den uralten, immer wieder aufs Neue herausfordernden Geschlechterkampf zwischen Frau und Mann. Die Ehe als Zusammenschluss von Mördern, die sich lieben und hassen.

Das Stück

Simon hat durch einen mysteriösen Unfall sein Gedächtnis verloren. Seine Ehefrau Lisa, mit der er seit fünfzehn Jahren verheiratet ist, kehrt mit ihm in die gemeinsame Wohnung zurück. Ist es wirklich seine Wohnung? Ist Lisa wirklich seine Frau? Simon kann sich scheinbar an nichts erinnern. Wer ist er? Wer ist Lisa? Was für eine Ehe führten Sie? Mühsam versucht er, seine Vergangenheit, sein Leben zu rekonstruieren. Beunruhigt und amüsiert zugleich lauscht er dem wundervollen Portrait, das Lisa von ihm, ihrem Zusammenleben und ihrer gemeinsamen Liebe zeichnet. Doch wenn Lisa nun lügen würde. Ist er tatsächlich so, wie sie ihn beschreibt? Waren sie tatsächlich so verliebt, wie sie sagt? Oder war es im Gegenteil eine Hassliebe, die sie verbindet? Oder spielt gar Simon falsch? Weiss er mehr, als er zugibt?

Ist Liebe möglich?

Es ist ein altes Motiv, das schon viele Schriftsteller entzündet hat: ein Mann verliert sein Gedächtnis und kann sich von nun an neu erfinden, ein „erwachsenes Neugeborenes“ sein. Wer wünschte das nicht: einen Nullpunkt, von dem man sein festgefahrenes Leben verlässt und alles noch einmal neu entscheidet. Bei Simon und Lisa in „Kleine Eheverbrechen“ ist es jedoch zunächst die Frau, die nach dem „Unfall“ ihren Mann neu „recycelt“: in einen, den sie sich schon immer gewünscht hat. Einen treuen, Tee trinkenden Traummann, der Boutiquen liebt und ein wenig eifersüchtig zu Hause wartet. Doch natürlich ist alles ganz anders. Der sensible Erfolgsautor Eric-Emmanuel Schmitt hat brillant und berührend die Probleme langjähriger Partnerschaften erfasst: wie sehr mit der Gewöhnung die Lust auf den anderen verschwindet, wie sehr man ihn zu kennen glaubt, sich träge in Vertrautheit einrichtet, aber genau dort das Liebesende lauert. Und dass man sich in vielem einen anderen gewünscht hätte und sich die Spannung der Fremdheit zurückwünscht, die zugleich unmäßig erschreckt.

Simons vermeintlicher Gedächtnisverlust wird zum Vorwand, die Paarbeziehung neu zu definieren - und deckt dabei ihre tödlichen Gewohnheiten auf.