Sa |05|11|2022|20:15

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Sa |05|11|2022|20:15| CINEMA

The Apple Day

Regie: Mahmoud Ghaffari, Iran 2022, 81', OV/d/f, Eintritt: 15.-

32. Weltfilmtage Thusis zu Gast im Cinema Sil Plaz.

Anschliessend:

FILMGESPRÄCH MIT REGISSEUR MAHMOUD GHAFFARI

Moderation Mehdi Sahebi

Archivdatum: 05.11.2022

In Teheran sammelt der junge Saeed die Äpfel, die sein kleiner Bruder Mahdi auf Anweisung der Lehrerin mit in die Schule bringen soll, doch die wertvollen Früchte werden knapp. Der iranische Regisseur Mahmoud Ghaffari nimmt die Anregungen des Neorealismus auf und liefert einen ergreifenden Film auf Kinderhöhe, der ein kompromissloses Porträt seines Landes zeichnet und gleichzeitig die Hoffnung aufrechterhält.

Saeed und sein jüngerer Bruder Mahdi leben in Teheran in einem vernachlässigten Vorort mit verwinkelten Strassen im Schatten von im Bau befindlichen Hochhäusern. Ihre Mutter hat die Stadt in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft angepeilt. Sie arbeitet als Wäscherin und trägt mit zu den Lebenskosten bei. Der Vater sehnt sich nach dem früheren Leben auf dem Land in den Bergen zurück und verkauft ab seinem Pickup Äpfel in den Strassen. Unterstützt wird er dabei vom zehnjährigen Saeed.

Mit The Apple Day knüpft Mahmoud Ghaffari an die Tradition des italienischen Neorealismus an. Der iranische Regisseur beginnt seinen Film mit einer Beschreibung der sozialen Umstände und zeigt die Schönheit des Ländlichen im Gegensatz zur Stadt.
Als Mahdi eingeschult wird, will die Lehrerin ein Spiel zum Lernen des Alphabets machen und bittet ihn, einen Korb Äpfel in die Klasse zu bringen, einen Apfel für jedes Schulkind. Wie Majid Majidi in Kinder des Himmels oder Jafar Panahi in Der weisse Ballon geht Mahmoud Ghaffari von einer scheinbar einfachen Geschichte auf Augenhöhe der Kinder aus. Sie handelt von einem Jungen, der losrennt, um Äpfel zu sammeln. Beim Erzählen kommt sein scharfsinniger Blick auf die Realität voll zum Tragen. Mit einem fulminanten Sinn für Ellipsen und dem Einbezug dessen, was sich ausserhalb des Bildrahmens abspielt, seinem Talent im Schneiden und den prägnanten Dialogen schmuggelt der Filmemacher wie nebenbei ein präzises Bild des korrupten, patriarchalen und heimtückischen Systems, das im Iran vorherrscht, in die Welt hinaus. The Apple Day ist einer der würdigsten Erben von Vittorio de Sicas Ladri di biciclette, eine kompromisslose Metapher der iranischen Gesellschaft. Die aussergewöhnlichen Fähigkeiten seiner Figuren vermitteln gleichzeitig Hoffnung.